Bei Migräne immer nur Schmerzmittel nehmen? Die Rückenschmerzen gehen auch durch Sport und Physiotherapie nicht weg?

Die Idee der funktionellen Medizin ist es, nicht nur die Symptome zu behandeln, sondern die Ursachen der Beschwerden herauszufinden und zu beheben. Wie komplex diese Ursachen und Zusammenhänge z.B. bei Rückenschmerzen sein können sehen Sie in unserer Grafik.

Wann kann funktionelle Medizin helfen?

Bei diesen Beschwerdebildern kann eine funktionelle medizinische Analyse sinnvoll sein:

  • Erschöpfungssyndrome, Depressionen und Burnout, chron. Stressbelastung
  • Verdauungsstörungen wie z.B. Reizdarmsyndrom, Nahrungsunverträglichkeiten, chronisch Verstopfungen, Bauchschmerzen, Histaminosen
  • Autoimmunerkrankungen wie M. Crohn und Colitis ulcerosa, Multiple Sklerose, Hashimoto Thyreoiditis, Asthma usw.
  • Hormonelle Dysbalancen, Menopause, Andropause, Östrogendominanz, Zyklusstörungen, unerfüllter Kinderwunsch
  • Störungen des Immunsystems, Infektanfälligkeit

Die Funktionelle Medizin basiert also auf einer schulmedizinischen Abklärung der Symptome, wenn nötig auf weiterführender Diagnostik des hormonellen Systems, des Nervensystems, des Darms und der Abklärung von Mikronährstoffmängeln.

Das Anamnesegespräch, für das wir uns in der ersten Sitzung ausreichend Zeit nehmen, ist die Grundlage dafür gemeinsam zu entscheiden, welche weiter Diagnostik nötig ist.

Drei wichtige Teilbereiche der funktionellen Medizin sind:

Mikronährstoffe / Orthomolekulare Medizin

Einfach nur gesund essen?

Das wäre schön, funktioniert aber leider, nachgewiesen durch etliche Studien, in unserer heutigen Zeit nicht mehr.

Durch mineralstoffarme und ausgelaugte Böden, den Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden, durch Rückstände von Medikamenten und hormonähnlichen Substanzen z.B. im Fleisch ist unsere konventionelle Nahrung deutlich weniger gesund und nährstoffreich als sie noch vor hundert Jahren war.

Wenn man sich rein biologisch, regional, saisonal, vollwertig ernähren würde, wäre man auf der sicheren Seite, aber ganz ehrlich, wer schafft das schon?

Was sind Mikronährstoffe?

Die Gruppe der Mikronährstoffe setzt sich zusammen aus den Vitaminen, den Spurenelementen, Aminösäuren, Fettsäuren und sekundären Pflanzenstoffen.

Ursachen für Nährstoffmängel können sein:

  • Erhöhter Bedarf im Wachstum, in der Pubertät, ganz sicher in der Schwangerschaft und in der Stillzeit
  • anhaltende Stressphasen
  • chronische Erkrankungen
  • Alkohol und Nikotinabusus
  • Leistungssport
  • die Einnahme von Medikamenten (Wechselwirkungen von Medikamenten und Mikronährstoffen sind hinlänglich beschrieben, werden aber selten beachtet)
  • im Alter

Besonders wenn ein oder mehrere dieser Situationen zusammentreffen können teils erhebliche Mängel entstehen. Beispiele hierfür sind:

  • Jugendliche mit Allergien oder Asthma im Schulstress
  • Schwangere, die zusätzlich unter einer chronischen Erkrankung leiden (z.B. Hashimoto, M. Crohn)
  • Geschäftsführer mit funktionellen Herzbeschwerden und ohne Zeit für Sport oder gesundes Essen

Da die Mikronährstoffe im Körper zusammenwirken und nahezu alle enzymatischen Prozesse beeinflussen, kann ein Mangel an einem oder mehreren Substanzen erheblich negative Folgen haben und zu Funktionsstörungen und später auch zu Krankheiten führen.

Ein einfaches und bekanntes Beispiel ist der Folsäuremangel (Vit. B9) in der Schwangerschaft (er kann zu Fehlbildungen beim Kind führen), und so ist es auch mit Mängeln jeder anderen Substanz.

Was können wir tun?

Je nach Beschwerdebild veranlassen wir eine Messung im Blut, um die Therapie dann individuell anzupassen und die Mängel an Nährstoffen auszugleichen.
Dazu gehört natürlich auch die Aufklärung über notwendige Änderungen im Speiseplan, da sonst die Therapie nicht wirken kann.

Ein ganz wichtiger Bestandteil der Orthomolekularen Medizin ist die Diagnostik und Behandlung von Störungen der Mitochondrien.
Mitochondrien sind die Kraftwerke jeder Körperzelle, die u.a. für die Energiebereitstellung im ganzen Körper zuständig sind.

 Ihre Funktion wird eingeschränkt z.B. durch Viren, Toxine und Pestizide, chronisch Entzündungen, chron. Stress, Alterung usw. Vor allem aber auch durch Mängel an Co-Faktoren wie Magnesium, Q10, Folsäure und Eisen.

Die Folgen davon sind Erschöpfungssyndrome bis hin zum chronischen Fatique Syndrom, Migräne, und vor allem systemische Funktionsstörungen wie Fibromyalgie, Herzschwächen, neurologische Erkrankungen, Diabetes und hormonelle Störungen.

Das Gute: die Funktionsfähigkeit der Mitochondrien lässt sich im Labor darstellen und durch gezielte Mikronährstofftherapie und die Umstellung von ungünstigen Lebensgewohnheiten deutlich verbessern. Und dann ist man bei der Beurteilung eines Erschöpfungszustandes schon einen großen Schritt weiter!

Darmgesundheit

Das unsere Gesundheit viel mit dem Zustand unseres Darms zusammen hängt hat inzwischen jeder schon einmal gehört- aber warum ist das eigentlich so?

Unser Darm ist ein sehr artenreiches Ökosystem mit rund 100 Billionen Bakterien, Pilzen und Viren. Und genau dieses Mikrobiom sorgt dafür, das wir körperlich aber auch mental gesund bleiben.

Darmflora

Unser Darm ist gesund, wenn wir ihn täglich mit vielen Ballaststoffen und weitgehend biologischer frischer und ausgewogener pflanzenbasierten Nahrung füttern. Dann können sich die guten Bakterien vermehren und Unglaubliches für unseren Organismus leisten:

  • sie bilden große Mengen an Hormonen und Nervenbotenstoffen
  • sie spalten unsere Nahrung auf versorgen uns so mit der nötigen Energie
  • sie bilden Vitamine und Antioxidanzien
  • sie bilden Fettsäuren und halten damit den pH Wert stabil
  • sie bekämpfen fremde und krankmachende Keime

Wenn die Bakterien-WG nicht im Gleichgewicht ist, wenn die Guten fehlen und sich deshalb z.B. Pilze oder krankmachende Bakterien (wie Clostridien) breit machen können, kann das erhebliche Beschwerden machen.

Symptome

Als erstes merken wir Anzeichen für einen sogenannten Reizdarm: es kann zu Bauch- und Rückenschmerzen, Durchfällen oder Verstopfungen kommen, und auch Blähungen und allgemeines Unwohlsein…
In dieser Phase der Störung spricht man von einer Dysbiose, das heißt die Zusammensetzung der Bakterien ist nicht optimal.
(Dabei ist noch interessant zu wissen, dass nur 10 % des Mikrobioms genetisch bedingt ist, 90 % bestimmen wir also selber!)

Im Darm wird die Aminösäure Tryptophan verstoffwechselt. Sie ist ein wichtiger Bestandteil des Glückshormons Serotonin und hat damit Einfluss auf unsere Stimmung. Serotonin ist die Vorstufe von Melatonin, unserem Schlafhormon. Das ist eine Erklärung dafür, warum unsere Stimmung leidet und wir schlecht schlafen, wenn unser Mikobiom nicht in Ordnung ist.

Laktobazillen „essen“ Ballaststoffe und bilden daraus Fettsäuren im Darm. Dadurch wird der pH Wert niedrig gehalten. Wenn wir zu wenig Ballaststoffe zu uns nehmen und stattdessen viel Fastfood, Fleisch und Zucker, können sie ihren Job nicht machen und der pH Wert steigt. Die Folge ist eine Vermehrung von Fäulniskeimen, es kommt zu Gärung im Darm, er ist gebläht und schmerzt.

Außerdem können bestimmte Stoffe nicht richtig aufgenommen werden, wenn der pH Wert zu hoch ist, das beste Beispiel ist hier das Magnesium:

Magnesium wird nicht aus der Nahrung aufgenommen, es entsteht ein Mangel, und das äußert sich z.B. in Muskelkrämpfen, Verspannungen, Herzrhythmusstörungen und Nervosität.

In einer Studie wurden Stuhlproben von 44 Babys direkt nach der Geburt und dann in größeren Abstanden bis zum 2. Lebensjahr genommen. Mit 2 Jahren litten dann 18 der Kinder unter Allergien oder Neurodermitis.

Im Nachhinein stellte sich heraus, dass bei diesen Kindern schon in den ersten Lebensmonaten wichtige Bakterienstämme wie Laktobazillen und Bifidobakterien in den Stuhlproben auffällig vermindert waren. Das ist ein deutliches Anzeichen dafür, das das Immunsystem abhängig ist von der Besiedlung des Darms und das

In der Praxis hat sich gezeigt, das viele Patienten, die grade mit chronischen  Rückenschmerzen kommen, auch eine Störung des Verdauungssystems und hier häufig Darmbeschwerden haben. Ein Indiz dafür ist, das trotz Physiotherapie und Sport die Beschwerden nicht weggehen.


Folgen

Wenn diese Dysbiose länger anhält, d.h. die Bakterien ihre Funktionen nicht mehr ausüben, kann das zu vielen chronischen Erkrankungen führen.
Tausende von Studien haben die Zusammenhänge vom Darm Mikrobiom und der Entstehung von z.B.:

  • Autoimmunerkrankungen (Hashimoto, Multiple Sklerose, Asthma, Allergien)
  • Hauterkrankungen (Neurodermitis, Psoriasis)
  • Übergewicht, Diabetes
  • Herz-Kreislauferkrankungen
  • Chronisch entzündlichen Darmerkrankungen (M. Crohn, Colitis ulcerosa)
  • Schlafstörungen
  • Neurologische Erkrankungen, Depressionen, Schlafstörungen
Was können wir tun?

Bei Beschwerden des Verdauungstraktes ist eine schulmedizinische Abklärung wichtig, um schwere Erkrankungen auszuschließen (wie z.B. M. Crohn, Colitis ulcerosa, Magenschleimhautentzündungen- oder Geschwüre usw.)

Dies geschieht u.a. durch Magen- und Darmspiegelungen, Blutuntersuchungen und Ultraschall. Es ist aber nicht selten, dass es bei diesen Untersuchungen keinen Befund gibt und der Patient somit als organisch völlig gesund entlassen wird bzw. die Diagnose Reizdarm bekommt.

Diese „Diagnose“ ist aber mehr als frustrierend, oft wird auf eine psychische Komponente verwiesen wird und die Patienten ansonsten mit ihren ja doch sehr realen Beschwerden alleine gelassen werden.

Ursachen für funktionelle Störungen des Magen-Darm-Traktes können sein:

  • Schwäche der Bauchspeicheldrüse
  • Nahrungsmittel Intoleranzen
  • Gluten Intoleranz
  • Magensäuremangel
  • Nebenwirkungen von Medikamenten (z.B. Magensäureblocker)
  • Vitaminmängel (besonders Vit.D und B12)
  • Vorangegangene Infektionen und/oder Antibiotikagaben
  • Durchlässigkeitsstörungen der Darmschleimhaut

Wir würden eine sehr ausführliche Anamnese durchführen und ggf. eine Mikrobiomanalyse mittels Stuhldiagnostik. Die Therapie richtet sich dann nach dem Befund.

Hormonsystem

„Die Hormone (als Botenstoffe) sind annähernd die wichtigsten Werkzeuge der Holistik.

Wenn man sich vor Augen hält, wie umfassend, ausgeklügelt und vielseitig sie ihre Verbindungsfäden ziehen, wird sogar einem Mediziner schwindelig.“

Der Holistische Mensch, Prof. Dr. Johannes Huber

Unser Hormonsystem ist unglaublich kompliziert und besonders abhängig von unserer Umwelt (Toxine und hormonähnliche Substanzen und Lebensmitteln und Kosmetik) und unseren Lebensgewohnheiten (Ernährung, Stressbelastung, Schlafqualität, Sport).

Deshalb ist es uns so wichtig heraus zu finden welches die Ursachen für die hormonelle Störung sein können und diese dann zu beheben.

Symptome bei Frauen

Hormonelle Störungen kommen sehr häufig vor, sie äußern sich bei Frauen je nach Alter besonders durch:

  • Zyklus- und Menstruationsbeschwerden
  • Migräne
  • Endometriose, PCOS Syndrom, Post-Pill-Syndrom
  • Unerfülltem Kinderwunsch
  • Wechseljahrsbeschwerden (und in dem Zusammenhang auch z.B. durch Gelenkschmerzen und funktionelle Herzbeschwerden)
Symptome bei Männern

Männer können natürlich genauso betroffen sein, hier zeigen sich eher Symptome wie:

  • Erschöpfung, Kraft -und Antriebslosigkeit
  • Fertilitätsstörungen
  • Gewichtsprobleme
  • funktionelle Herzbeschwerden
  • depressive Verstimmungen
Was können wir tun?

Zur Diagnostik von vermeindlich hormonellen Störungen gehört eine sehr ausführliche Anamnese, um alle Aspekte wie Lebensumstände, Ernährung, Belastungssituationen, andere Grunderkrankungen, vorangegangene Operationen usw. mit einzubeziehen.

Eine osteopathische Untersuchung des Beckens und des cranialen Systems gehört unbedingt dazu, da z.B. chronische Becken- und Rückenschmerzen oft mit hormonellen Störungen einher gehen können (z.B. Menstruationsstörungen, Migräne)

Die Speichelanalyse über das Labor enterosan kann sinnvoll sein um einzelne Werte zu bestimmen und vor allem die Werte im Verhältnis zueinander zu sehen, z.B.:

  • Östrogendominanz im Verhältnis zum Progesteron bei Frauen und Männern
  • Missverhältnis von Cortisol und Melatonin nachts bei Schlafstörungen
  • Cortisol im Tagesprofil bei Erschöpfungssyndromen